Muster 10/Muster 6 – Änderungen ab 01.04.2024. Mehr Informationen
Synonym: Corticotropin-Releasinghormon-Test
Corticotropin-Releasinghormon (CRH) wird in den peptidergen Neuronen des Hypothalamus synthetisiert und besteht aus 41 Aminosäuren. CRH stimuliert selektiv die ACTH produzierenden Zellen im Hypophysenvorderlappen.
Seine Bedeutung hat der Test in der Differentialdiagnose des Cushing-Syndroms und er wird bei Verdacht auf Hypophysenvorderlappeninsuffizienz ungeklärter Ätiologie und nach neurochirurgischen Operationen eingesetzt. Darüber hinaus kann der Test zur Überprüfung des hypophysär-adrenalen Systems nach lang andauernder, höher dosierter Glucocorticoid-Therapie eingesetzt werden.
Der Test kann auch im Rahmen eines kombinierten Releasinghormon-Tests (gleichzeitige Gabe von CRH, GRH, GnRH, TRH) eingesetzt werden (siehe Hypophysen-Stimulationstest mit Releasinghormonen).
Der CRH-Test sollte vorwiegend am späten Nachmittag durchgeführt werden. Vor Einhalten einer Ruheperiode von mindestens 30 Minuten sollte eine Venenverweilkanüle gelegt werden. Der CRH-induzierte Cortisolanstieg ist umso deutlicher, je niedriger der Ausgangswert für das Cortisol im Serum ist (Tagesrhythmik!). 100 µg CRH (Corticotropin-Releasinghormon) oder 1 µg/kg Körpergewicht werden intravenös als Bolus injiziert. Die weiteren Blutentnahmen für ACTH und Cortisol erfolgen nach 15, 30, 60 und 90 Minuten.
Manche Patienten verspüren kurzfristig ein Hitzegefühl im Gesicht und Oberkörper sowie eine Stimulation des Atemantriebs über wenige Minuten.
Der häufigste Fehler ist, dass die kaum sichtbare Trockensubstanz (als Flocke in der Ampulle) nicht richtig aufgelöst wird bzw. nicht korrekt in die Spritze aufgezogen wird. Nach Injektion ist ein gutes Nachspülen der Braunüle und Vene durch eine Kochsalzinjektion nötig.
Blutentnahmen für ACTH mit EDTA-Monovetten bzw. EDTA-Vacutainer. Die Blutproben für ACTH sollen innerhalb von 30 Minuten nach Abnahme abzentrifugiert, die EDTA-Plasmen in sterile Probengefäße überführt und eingefroren (- 20 °C) werden. Versand der gefrorenen Proben unter Verwendung von Spezialverpackungen (Kühlboxen), die bei uns angefordert werden können.
Blutentnahmen für Cortisol mit Serum-Monovetten bzw. Serum-Vacutainer. Nach Abschluss der Gerinnung jeweils Serum abpipettieren und in ein steriles Probengefäß überführen.
Bitte alle Proben des Funktionstests mit dem Anforderungsformular zusammen ins Labor senden.
Der Anstieg von Cortisol soll wenigstens 50 % des Ausgangswertes betragen, ACTH sollte auf das 2 bis 4fache des Ausgangswertes ansteigen. Ein fehlender Anstieg von ACTH und Cortisol ist beweisend für einen hypophysären ACTH-Mangel.
Bei einem Morbus Cushing (ACTH-produzierendes Hypophysenadenom) kommt es in den meisten Fällen zu einem deutlichen Anstieg des ACTHs im Plasma (mindestens 35 %) und auch des Cortisols bei normal messbaren oder erhöhten Ausgangswerten.
Dagegen spricht ein hohes basales, aber nicht stimulierbares ACTH und Cortisol für ein ektopes ACTH-Syndrom.
Kommt es nach Gabe von CRH, ausgehend von nicht nachweisbaren ACTH-Konzentrationen, zu keiner Stimulation von ACTH und Cortisol, so liegt ein adrenales Cushing-Syndrom (Tumor, makro- oder mikronoduläre NNR-Hyperplasie) vor.