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Selen im Serum

Synonym: Se
Anforderungskürzel: SE

Referenzbereich

  • 39 - 118 µg/l

Material

  • 1 ml Serum

Methodik

  • ICP-MS (Massenspektrometrie mit induktiv gekoppeltem Plasma)

Physiologie / klinische Bedeutung

Selen ist ein graues Halbmetall, das in der 6. Hauptgruppe des Periodensystems unterhalb des Schwefels zu finden ist. Aufgrund ähnlicher Eigenschaften vermag Selen Schwefel in biochemischen Molekülen zu ersetzen, so z. B. im Methionin als Selenomethionin und im Cystein als Selenocystein.
Selen wird bei pflanzlicher Nahrung überwiegend als Selenomethionin, bei tierischer eher als Selenocystein aufgenommen. Die Menge seiner Aufnahme hängt somit vom Selengehalt der Böden für Nutzplanzen sowie dem von tierischer Nahrung ab. Während in Deutschland die Böden an Selen durch intensive Nutzung und Schwermetallbindung verarmt sind, wird das Halbmetall Schlachtvieh mit der Nahrung zugeführt. Dementsprechend enthält Fleisch mehr Selen als Gemüse, während wiederum Fisch und Meeresfrüchte mit 20 - 25 µg/100 g etwas das Zehnfache an Selen im Vergleich zu Schweinefleisch enthalten. Selenmangel droht folglich Vegetariern und Menschen, die keinen Fisch essen.
Die tägliche Selenaufnahme liegt in Deutschland etwa bei 30 - 70 µg/Tag, empfohlen werden von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung 35 - 50 µg/Tag. Europäische Richtlinien empfehlen 300 µg/Tag (Scientific Committee on food).
Selen wird nach seiner Aufnahme als Selenocystein in das aktive Zentrum von bisher 25 Selenoenzymen eingebaut, darunter die Glutathionperoxidasen, die Thioredoxin-Reduktasen, die Diodasen der Schilddrüse, Selenprotein P und die Phospholipid-Hydroperoxidase. Diese Enzyme sind insbesondere beim Abbau von Wasserstoffperoxid (Glutathionperoxidas), organischen Peroxiden (Phospholipid-Hydroperoxidase sowie beim Schutz der Endothelien vor Peroxiden (Selenprotein P) aktiv. Im Schilddrüsenstoffwechsel spielen die Deiodasen eine Rolle. Selen an sich ist nicht antioxidativ wirksam, sehr wohl aber die Enzyme, die Selen enthalten.
Der Organismus kann Selenocystein aus Selenat nach Reduktion zu Selenid (H2Se) aufbauen. Aus organischen Verbindungen wie Selenomethionin wird es mittels SeCys-Beta-Lyasen zu Selenid umgesetzt, das wiederum zur Synthese von Selenocystein genutzt wird. Der Abbau von überschüssigem Selenid erfolgt mittels Methylierung, bei der Methylselenol, Demethylselenid und Trimethylselenomium entstehen. Diese werden über den Harn oder die Atemluft eleminiert.

Indikation
Typische Selenmangelerkrankungen treten nur bei schwerem nutritiven Selenmangel auf, nämlich bei weniger als 20 µg/Tag als

  • juvenile Kardiomyopathie (Keshan-Krankheit)
  • destruktive Osteoarthropathie (Keshan-Beck-Krankheit)

Wichtiger in Europa sind die Gesundheitsstörungen, die bei Selenmangel zu erwarten sind bzw. diejenigen Erkrankungen, bei denen Selen in ausreichender Menge einen präventiven Charakter zeigt:

  • Sepsis: eine hochdosierte Selensubstitution von 500 - 1000 µg als Natriumselenit über 14 Tage kann die Mortalität signifikant senken
  • HIV-Infektion: HIV-Patienten mit Selenmangel haben eine 20fach erhöhte Wahrscheinlichkeit, an einer HIV-bedingten Erkrankung zu sterben
  • Schilddrüsenerkrankungen: Selenmangel in Kombination mit Jodmangel führt bei Kleinkindern zur Schilddrüsenatrophie mit Kretinismus. Bei mildem Selenmangel ist die Inzidenz von Autoimmunthyreoiditiden erhöht. Eine subklinische Hypothyreose infolge einer autoimmunen Schilddrüsenerkrankung kann sich nach alleiniger Gabe von 200 µg Selen als Selenmethionin nach 6 Monaten zurückbilden
  • Karzinome: Mit großer Wahrscheinlichkeit senkt ein optimaler Selenstatus die Inzidenz von Prostata-, Colon- und hereditären Mammakarzinomen
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Eine erniedrigte Glutathion-Peroxidase-Aktivität in Erythrozyten erhöht die Wahrscheinlichkeit eines Reinfarktes

Selenvergiftung: Berufsbedingt, beispielsweise in der Glas-, Porzellan- und Elektroindustrie, bei unkontrollierter Selbstmedikation oder nutritiver Überversorgung kann es zu Vergiftungserscheinungen kommen: Knoblauchgeruch der Atemluft, metallischer Geschmack, Übelkeit, Erbrechen, Gelenkschmerzen, Haarverlust, Dermatitis.

Methodische und patientenbezogene Angaben

Blutentnahme mit Serum-Monovette bzw. Serum-Vacutainer. Nach Abschluss der Gerinnung Serum abpipettieren, in ein steriles Probengefäß überführen und ins Labor senden.

Umrechnungsfaktor

  • µmol/l x 78,96 = µg/l
  • µg/l x 0,0127 = µmol/l

Akkreditierung/Fremdleistung

Akkreditiertes Verfahren / Analyse erfolgt im amedes-Verbund

Ansatzzeiten

Täglich (an Werktagen)

Bearbeitungsdatum: 11.09.2024
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FRAG AMELIE.